Serie Speicher-Fakten (IV) | Kritiker stellen infrage, dass Batteriespeicher netz- und systemdienlich sind. Warum sie falsch liegen.
Für die Stabilität des Stromnetzes ist eine gleichmäßige Frequenz von überragender Bedeutung. Doch mit dem Ausbau von Wind- und Solarenergie kommt es zu starken Schwankungen: An sonnigen und windigen Tagen gibt es Strom im Überfluss, was mit einer steigenden Frequenz einhergeht. Während sogenannter Dunkelflauten sinkt dagegen die Netzfrequenz.
In beiden Fällen helfen Batteriespeicher (Battery Energy Storage Systems, BESS): Sie reagieren blitzschnell auf einen Frequenzanstieg, nehmen überschüssigen Strom auf und leisten damit einen wichtigen Beitrag, um das Stromnetz zu stabilisieren. Zudem verhindern sie auf diese Weise, dass Windräder oder Photovoltaik-Anlagen abgeschaltet werden müssen.
Wenn die Frequenzen wieder sinken, weil die Nachfrage das Angebot übersteigt, liefern Großbatterien dann sogenannte Regelenergie – typischerweise in den Abend- und Nachtstunden. Damit haben sie erneut einen signifikanten stabilisierenden Effekt auf das Stromnetz und erhöhen darüber hinaus die Versorgungssicherheit.
Bundesnetzagentur: Lenkt sie oder bremst sie?
Kritikern reicht das jedoch nicht. Sie monieren zweierlei. Erstens: Großbatterien werden auch an Standorten gebaut, an denen die Grünstrom-Überschüsse derzeit überschaubar sind. Das betrifft viele Regionen im Süden der Republik, weil die Windenergie dort keine so große Rolle spielt wie in Norddeutschland.
Dieses Argument lässt sich schnell abhaken: Dass sie woanders noch dringender gebraucht werden, spricht schließlich nicht gegen die jeweiligen Projekte (zumal sie privatwirtschaftlich finanziert sind). Und klar ist: In ganz Deutschland besteht Bedarf an zusätzlichen Speicherkapazitäten, auch im Süden.
Politik und Bundesnetzagentur sollten daher jedes BESS begrüßen, statt Investitionen im Süden mit hohen Baukostenzuschüssen zu bremsen. Und sie sollten sich der Grenzen und Risiken staatlicher Investitionslenkung bewusst sein.
Netzdienlich und wirtschaftlich zugleich – so geht‘s
Das zweite Argument der Kritiker lautet mehr oder weniger, dass Großbatterie-Betreiber Strom verkaufen, wenn es am lukrativsten ist – und nicht, wenn es für das Stromnetz am sinnvollsten ist. Bisweilen ist sogar von „Spekulation“ die Rede. Damit konstruieren sie eine Interessenkollision, die in vielen Fällen gar nicht besteht:
Wenn der Strompreis hoch ist, signalisiert das in der Regel Knappheit – das „Ausspeichern“ des Batteriestroms ist deshalb zumeist nicht nur betriebswirtschaftlich sinnvoll, sondern zugleich netz- und systemdienlich.
Hinzu kommt, dass Großbatterien oft weitere wichtige Leistungen erbringen: Sie halten Reserven vor, die Netzbetreiber nach eigenem Ermessen abrufen können – unabhängig vom aktuellen Börsentrompreis. In der Praxis etablieren sich derzeit jedenfalls ausgewogene Konzepte, auf deren Basis BESS sowohl wirtschaftlich als auch netzdienlich sind.