Die neue Bundesregierung und Bundesnetzagentur sollten Großbatterien den Weg ebnen, statt neue Hürden zu errichten und privatwirtschaftliche Initiativen zu erschweren.
Von GESI-CEO Walter Raizner
+++ Dieser Beitrag ist zuerst in der FAZ erschienen +++
In Sachen Energiewende verlief der Jahresauftakt vielversprechend: Starker Wind kurbelte die Stromproduktion an. In der Folge kippte der Börsenstrompreis am 1. Januar zeitweise in den negativen Bereich – und das weniger als drei Wochen, nachdem er während einer Dunkelflaute das bisherige Rekordniveau von 936 Euro pro Megawattstunde erreicht hatte.
Die Preisschwankungen werfen ein Schlaglicht auf eine zentrale Herausforderung der Energiewende: Je höher der Anteil Erneuerbarer Energien, desto stärker hängt die Stromerzeugung von der Tages- bw. Nachtzeit und den Wetterbedingungen ab.
Die Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren sind deshalb allenfalls die halbe Miete: Zudem gilt es dafür zu sorgen, dass jederzeit genug bezahlbarer Strom verfügbar ist. Die scheidende Bundesregierung wollte deshalb mit dem Kraftwerkssicherheitsgesetz dafür sorgen, dass Energiekonzerne in großem Stil Reserve-Gaskraftwerke bauen, die in Dunkelflauten einspringen.
Wegen des Scheiterns der Ampel wird daraus vorerst zum Glück nichts. Das gibt den Verantwortlichen in den Bundestagsfraktionen, im Bundeswirtschaftsministerium und in der Bundesnetzagentur Zeit, ihre Pläne zu überdenken. Drei Gründe sprechen dafür, deutlich stärker auf Großbatterie-Speicher zu setzen.
Batteriespeicher senken die Strompreise
Erstens: Effizienz – Großbatterien speichern überschüssigen grünen Strom und stellen ihn flexibel bereit – genau dann, wenn er gebraucht wird. Sie müssen nicht erst hochgefahren werden und sind mit einem Wirkungsgrad von rund 90 Prozent die mit Abstand effizienteste Technologie, um Erzeugungsschwankungen im Tagesverlauf auszugleichen.
Zweitens: Wettbewerbsfähigkeit – laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme senken Batteriespeicher die Strompreise um bis zu sieben Prozent: Durch einen konsequenten Aufbau der Kapazitäten ließen sich die Stromkosten hierzulande langfristig um bis zu sechs Milliarden Euro pro Jahr reduzieren. Sie sind also ein starker Hebel, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu erhöhen.
Drittens: Klimaschutz – zugleich verringern Großbatterien den Bedarf an fossilen Energieträgern und können somit die CO2-Emissionen signifikant reduzieren.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Wir brauchen Reserve-Kraftwerke, aber das Ausmaß des Bedarfs muss sehr kritisch überprüft werden, um eine Verschwendung von Steuergeldern zu verhindern. Das gilt gerade vor dem Hintergrund der Tatsache, dass während der Dunkelflaute im Dezember längst nicht alle verfügbaren Kraftwerke am Netz waren – trotz Rekord-Strompreisen.
Zudem untermauern die jüngsten Preis-Schwankungen, dass Großbatteriespeicher ohne Subventionen wirtschaftlich darstellbar und damit für private Investoren interessant sind.
Es verwundert deshalb, dass Teile der Politik weiter einseitig über hochsubventionierte Gaskraftwerke diskutieren und dass die Bundesnetzagentur Batterie-Betreibern neue Steine in den Weg legt: Laut einem aktuellen Positionspapier stehen hohe Baukostenzuschüsse im Raum, mit denen sie sich an Netzanschluss-Kosten beteiligen sollen.
Netzausbau-Kosten nicht einseitig den Batteriebetreibern aufbürden
De facto heißt das: Privatwirtschaftliche Initiativen, die ohne staatliche Förderung auskommen, sollen stärker zur Finanzierung des Netzausbaus herangezogen werden, während Energieversorger üppige Subventionen für neue Gaskraftwerke erhalten. So bremst man Investitionen in Energie-Infrastruktur und verzögert eine stabile, kostengünstige Stromversorgung.
Dabei sind Netzanschlussverfahren für Batteriespeicher ohnehin schon herausfordernd. Wir müssen oft Wochen warten, bis Netzbetreiber auf Anträge reagieren. Und wenn es schneller geht, kündigen sie bisweilen monatelange Bearbeitungszeiten an. Darüber hinaus fehlt es an Transparenz, wo Speicher besonders netzdienlich sind.
Angesichts dieser Hürden könnte der vermeintliche „Tsunami“ von Anträgen für Großbatterien, von dem zuletzt die Rede war, deutlich schrumpfen. Wir fordern deshalb
- einen verbindlichen Rahmen mit klaren Fristen für Netzanschlussverfahren,
- transparente Kriterien für Vorzugsstandorte von Großbatterien und
- realistische Annahmen für Netzanschlussprüfungen, damit Übertragungsnetzbetreiber Speicher nicht mehr völlig unrealistischerweise als 24-Stunden-Dauerlast fürs Netz einstufen müssen, wie es die Bundesnetzagentur derzeit vorschreibt.
Unser Vorschlag: „Runder Tisch Batteriegroßspeicher“
Um sinnvolle Lösungen zu entwickeln, schlagen wir einen „Runden Tisch Batteriegroßspeicher“ vor. Es ist höchste Zeit, dass Netzagentur, Wirtschaftsministerium, Übertragungsnetz- und Speicherbetreiber durch abgestimmtes Handeln Investitionen in diese Schlüsseltechnologie anschieben.
Zudem sollte die nächste Bundesregierung das Kraftwerkssicherheitsgesetz überprüfen – insbesondere mit Blick auf die Frage, ob wir wirklich in großem Stil zusätzliche, vom Steuerzahler finanzierte Gaskraftwerke brauchen.
Klar ist: Rund 70 Prozent des Reserve-Bedarfs entfallen auf kurzfristige Speicherdauern. Hier sind Großbatterien weit effizienter als Gaskraftwerke, die wir vor allem für mehrtägige Dunkelflauten brauchen.